Donnerstag, 28. Januar 2010

Mensch - achte den Menschen

Gestern ging über die Deutsche Down-Syndrom Mailingliste eine -wie ich finde- sehr wichtige Mail. Mit Einverständnis der Autorin (Sabine Maurer) möchte ich den Text hier einfach mal ohne weitere Kommentare wiedergeben:

 27. Januar: Gedenken an NS-Opfer

Glück ist dem Menschen gefährlicher als Unglück;
dieses hält ihn wachsam,
jenes macht in gleichgültig.
(Charles de Secondat)

Heute, am 27. Januar vor 65 Jahren, wurde das KZ Auschwitz, das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus, befreit.

Dieser Jahrestag ist zum Gedenktag für die unzähligen Opfern des Nationalsozialismus geworden.

Oft vergessen wird bei vielen Gedenkveranstaltungen die traurige Tatsache, dass im Nationalsozialismus mehr als hunderttausend Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung und psychischer Erkrankung zwangsweise sterilisiert, für (medizinische) Experimente grausam missbraucht und schließlich durch systematische Krankheit, Unterernährung, Misshandlungen, Medikamentenfehldosierungen, Giftspritzen, Vergasung... als „lebensunwertes Leben“ erbarmungslos ermordet wurden.

Bereits 1935 kündigte Hitler an, dass er spätestens im Kriegsfalle die „unheilbar Geisteskranken zu beseitigen“ suchen werde. In die Tat umgesetzt bedeutete dies für mehr als 100.000 Menschen mit Handicap den Tod:

So wurden mindestens 5000, vielleicht sogar bis zum 10.000 Kinder mit kognitiver oder körperlicher Behinderung aufgrund rassenideologischer Motive in über 30 sogenannten „Kinderfachabteilungen“ ermordet. Oft erst, nachdem sie teilweise noch monatelang für wissenschaftliche Forschungszwecke „verwendet“ wurden.

Allein in der Tötungsanstalt Hadamar ( www.gedenkstaette-hadamar.de ) fanden im Zuge der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen schätzungsweise 15.000 Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung, als „Balastexistenzen“ abgestempelt, den Tod.

Zwar hat unsere Gesellschaft diesen schrecklichen Pfad verlassen. Statt Aufarbeitung und Wachsamkeit sind Bemühungen um Verdrängung und Abschluss mittlerweile „in“. Es ist doch schon sooooo lange her....

Wirklich?! Oder haben wir nur wenige Jahrzehnte später lediglich neue, andere Wege gefunden, um gleiche Ziele mit anderen Methoden zu verfolgen?! Unsichtbarer und unscheinbarer?!

Es darf doch nicht vergessen werden, dass der Stellenwert und das Lebensrecht (einschließlich soziale Lebensqualität) von Menschen mit Behinderung jeden Alters zunehmend in Gefahr ist oder gerät.

Am bekanntesten und gesellschaftlich akzeptiertesten ist wohl die - ja, ich sage es mal so, wie ich es sehe - Selektion durch Schwangerschaftsabbruch. Denn „ein Kind mit Behinderung, ´sowas!`, muss doch heute doch nicht mehr sein“...

MENSCH - ACHTE DEN MENSCHEN
(Inschrift des Mahnmals in der Gedenkstätte Hadamar)

von Sabine Maurer

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